„Die Initialisierung als Fleischwerdung“, 2024 bis 2025
Installation bestehend aus Bild und Objekt, Videoperformance
Bild: Pigmenttusche, Öl und Ölkreide auf grundierte Baumwolle, 178 x 148 cm
Objekt: Filzwolle und Raysin, ca. 47 x 32 x 32 cm (ohne Sockel)








Ein Gewirr aus gedärmähnlichen Formen windet sich chaotisch, lebendig und roh. Aus diesem Knäuel bricht eine Hand hervor, ihre Finger strecken sich zögernd nach oben. Die Form erinnert an Michelangelos „Erschaffung Adams“, an die ikonische Berührung, die Leben gibt. Doch es ist nicht Adams Hand, es ist meine, die Hand der Künstlerin. Sie kommt aus dem Chaos, aus der Masse des Ungeschaffenen.
Die Erfahrung einer psychischen Transformation gleicht einem Zustand des rohen Chaos, einem Gewirr aus Gefühlen, Gedanken und Identitäten, das alles Bekannte dekonstruiert. Die Verwirrung ist nicht bloß destruktiv, sondern ein notwendiger Teil des tiefgreifenden Prozesses der Transformation. In diesem Chaos liegt die Initiation, ein spiritueller Übergangsprozess, der aus der Unordnung alter Muster hervorkommt und den Beginn einer tiefen Veränderung markiert.
Aus diesem Chaos bricht etwas hervor, das nach Klarheit tastet. Diese Hand ruht nicht. Sie ist keine perfekte Form, sondern ein Ausdruck des Prozesses. Ebenso kann eine seelische Krise nicht als starres Leiden, sondern als dynamischer Prozess des Wandels verstanden werden. In der Verwirrung liegt die Initiation, die Dekonstruktion von alten Mustern, um Raum für Neues zu schaffen. Die Hand, die sich erhebt, ist ein Symbol für Entwirrung und das Streben nach Form, Sinn und Authentizität.
In diesem Moment bin ich beides: Schöpferin und Geschöpf. Die Fleischwerdung ist keine abgeschlossene Tat, sondern ein fortwährendes Werden, genauso wie Heilung und Transformation durch psychische Herausforderungen. Es ist ein Übergang, ein Entstehen aus dem Chaos, das nicht nur zerstört, sondern auch schafft. Ein Akt der Initiation, der durch Verwirrung zur Klarheit führt.